Je größer die Zahl der
Schaulustigen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit von Hilfeleistungen. Sicherlich
ist niemandem daran gelegen einem Opfer vorsätzlich mehr Schaden zuzufügen, als
es bereits durch den Unfall erleiden musste. Woher rührt dieses unsäglich dumme
und ignorante Verhalten? Warum übt Leid so viel Anziehung aus? Ein informativer sozialer Einfluss, der uns zu neugierigen
Beobachtern macht, um sich seiner eigenen Unversehrtheit bewusst zu werden, sie
sicher zu stellen, vielleicht sogar eine Art von Glück zu verspüren, für das sich
im selben Moment ein Gefühl von Scham einstellt und das Fehlen eines allzu menschlichen moralischen Anker offenbart? Die Ellbogengesellschaft,
pluralistische Ignoranz, das Gegeneinander statt Miteinander, der Egoismus, die
Gleichgültigkeit ... Das alles prägt uns und ist in Auszügen ein Phänomen von
Wohlstand. Ohne abzuschweifen: Warum ist es so schwer sich Pro-sozial zu
verhalten? Warum ziehen wir es vor nichts zu tun bzw. uns ignorant zu verhalten?
Und wenn wir schon nicht den Mut haben, warum behindern wir dann noch andere dabei
Hilfe zu leisten? Wenn wir wissen, dass pluralistische Ignoranz ein Problem falscher
Annahmen ist, bei der sich am Verhalten aller orientiert wird, ist auch jeder
verantwortlich. Denn wenn es reicht, einfach nur Platz für die Helfer zu schaffen und zu gehen bzw. im besten Fall in Abwesenheit professioneller Kräfte anzupacken und Erste Hilfe zu leisten, um einem gemeinschaftlich, pro-sozialen Verhalten den Weg zu bereiten, dann sind
wir alle in der Pflicht.
In diesem Sinn bedanke ich mich stellvertretend bei
all jenen, deren Mentalität sich an einem natürlichen Menschenbild geprägt von
Hilfsbereitschaft, Empathie und Gemeinsinn ausrichtet, statt Sensationsgier,
Narzissmus und Ignoranz vorzuleben.
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